Argentinien-Chile-Bolivien 2024
November / Dezember 2024 – Anreise und Vorbereitungen
Die diesjährige Tour steht erstmal unter keinem guten Stern. Denn nur eine Stunde vor dem Boarding wird mein Flug am 23. November von Frankfurt nach Sao Paula abgesagt, genauer gesagt auf den nächsten Tag verschoben wird wegen eines defekten Fensters. Und auch am nächsten Tag komme ich noch nicht weg, da es an diesem Tag keinen Anschlußflug von Sao Paulo nach Asuncion in Paraguay gibt. Also verbringe ich zwei Tage und zwei Nächte im Holiday Inn und Hilton Hotel am Flughafen Frankfurt.
Am 3. Tag klappt dann endlich die Flugreise nach Paraguay. In der Hauptstadt Asuncion wollte ich gleich neue Bereifung für die Yamaha kaufen. Aber hier bekommt man nur chinesische und brasilianische. Oder aber den Pirelli Scorpion, der eigentlich ein reiner Offroad Reifen ist.
Mit dem Bus geht es wie voriges Jahr in den Süden des Landes nach Coronel Bogado. Dort, außerhalb der Stadt, in der Pampa, wohnen meine deutschen Auswanderer, die meine Yamaha XTZ 250 das Jahr über in Obhut nehmen.
Über Stipvisiten und Besuch von Bekannten in Encarnacion und Hohenau geht es direkt über die Grenzstadt Ciudad del Este (CDE) ins brasilianische Foz do Icuacu. Denn der dortige Yamaha Händler ist der meines Vertrauens. Die hatten mir vor 2 Jahren alle Anbauteile besorgt, weil man sie in Paraguay nicht bekommt. Und die haben auch einen Satz Metzeler Reifen für mich vorrätig. Außerdem wird noch ein großer Kundendienst gemacht, einschließlich Ventil einstellen. Und das ganze kostet mich grade mal etwa 300 Euro! Daheim hätte das bestimmt 3x soviel gekostet.
Anschließend fahre ich in meine “2. Heimat” hier, in die Gemeinde Independencia. Dort kenne ich einige Leute und ein kleines reserviertes Apartment wartet schon auf mich. Auch zum Schulabschlußfest des 19-jährigen Sohenes von Bekannten hier, bin ich eingeladen.
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Dienstag, 17.12.24 - Wiedersehen mit Johann (km 30502)
Ursprünglich wollte ich eine Tour nach Bolivien und in den Süden von Peru machen. Aber in Bolivien gibt es gerade Unruhen und Probleme mit den Indios. Die besetzen die Tankstellen und sorgen dafür, daß Ausländer kein Benzin bekommen. Meine über 300 Bekannten aus der WhatsApp Gruppe Bolivian Riders würden mir schon diesbezüglich weiterhelfen, aber darauf verlassen kann ich mich natürlich nicht.
Also ist Bolivien erstmal gestrichen. Und dafür Argentinien gesetzt. Morgen will ich über die Grenze. Auf dem Weg dorthin besuche ich meine Bekannten Johann und dessen Frau Johanna. Johann hat mir vor 2 Jahren beim Kauf der Yamaha geholfen. Er lebt schon über 10 Jahre hier. Wohnen tun die beiden sehr schön gelegen in Nueva Colombia. Voriges Jahr war ich mit ihm und seinem Zahnarzt Victor eine Woche in den Anden um Salta unterwegs.
Die Nacht verbringe ich im Gästehaus Posadas, im 20 km entfernten Atyra.
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Mittwoch, 18.12.2024 - Weiter nach Argentinien (km 30937)
In Atyra bin ich deshalb abgestiegen, da gleich um die Ecke eine weitere deitsche Familie aus meiner Heimatstadt hier ihr neues Zuhause gefunden hat. Und die besuche ich heute Vormittag.
Um 11 Uhr mache ich mich dann auf den Weg zur argentinischen Grenze. Dazu muß ich leider durch den Moloch Asuncion bzw. Luque fahren. Seit kurzem ist jedoch die neue Brücke über den großen Rio Paraguay fertig. Das entlastet die weiter nördlich liegende alte Brücke erheblich.
Kurz nach Mittag erreiche ich den gleichen Grenzübergang wie voriges Jahr.
Und auch heuer ist hier nicht viel los. Auch meinen deutschen Pass wollen sie nicht sehen. Meine paraguayische Cedula reicht aus (Perso). Fürs Motorrad braucht man die Cedula verde, die Habilitacion und die Carta verde ( Versicherungsnachweis).
Im null Komma nichts bin ich also wieder in Argentinien.
Heute ist es mit 37 Grad wieder unsäglich heiß. Und für morgen wurden Gewitter vorhergesagt. Das Wetter ist seit meiner Ankunft in Paraguay sehr wechselhaft. Deshalb will ich so schnell wie möglich weit Richtung Süden fahren. Am späten Nachmittag komme ich in der Großstadt Resistencia an. Dort suche ich mir ein Hotel für die Nacht.
An Bargeld hier in Argentinien zu kommen ist so eine Sache für sich. Es gibt zwar sehr viele Geldautomaten, die wollen aber keine meiner 3 Kreditkarten oder Debitkarten. Und der Schwarzmarkt wurde weitestgehend trockengelegt, nachdem der neue Präsident Milei den Peso auf den Schwarzmarktpreis abgewertet hat. Da bleibt also nur noch das Bezahlen mit Kreditkarte, auch für kleine Beträge - ist nicht so mein Ding. Ich bin ein Verfechter des Bargeldes!
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Donnerstag, 19.12.2024 - weiter nach Santa Fe (km 31501)
Heute Nacht ist ein Regengebiet durchgezogen. Das hat mich nicht erwischt, denn just heute früh hat es aufgehört zu regnen. Dafür ist es mit nur ca. 20 Grad angenehm kühl geworden. Das Frühstück im Hotel ist auch nicht besonders, südamerikanischer Standard halt: Kaffee, Toast, Butter, Marmelade und süßes Zeug, das ich zum Frühstück verschmähe. Wenigstens gibt's ein Müsli und einen Obstsalat - das hält mich am Leben.
Die heutige Etappe nach Santa Fe wird mit 542 km sehr lang und anstrengend werden. Aber ich muß da durch. Sonst schaffe ich es morgen nicht bis nach Cordoba. Santa Fe liegt genau südlich von hier. Und in diese Richtung führen bestimmt 500 der 541 km - also ist mal wieder nur Geradeausfahren angesagt. Die Landschaft ist auch nicht grade abwechslungsreich. Denn das Gelände ist topfeben - bis zum Horizont ist kein Hügel zu sehen. Felder und riesige Weiden für die unzähligen Kühe wechseln sich ab. Später dann gelb blühende Sonnenblumenfelder so weit das Auge reicht. Wenigstens die bringen etwas andere Farbe ins Spiel.
Für die lange Etappe muß ich 3 Tankstopps einlegen. Die sind auch nötig, denn spätestens nach 2,5 Stunden brauche ich ne Verschnaufpause.
Meine paraguayische SIM-Karte kann ich hier nicht verwenden. Ins Internet komme ich über WLAN nur an den Tankstellen-Shops. Die liefern das hier überall.
Den letzten Tankstopp lege ich in einem Vorort von Santa Fe ein, damit ich morgen gleich mit vollem Tank losfahren kann. Ein älterer Argentinier sieht mein Motorrad und spricht mich an. Ich verstehe ihn sehr schlecht, da er sehr undeutlich spricht. Aber er ist früher wohl auch viel Motorrad gefahren und gibt mir Tipps. Er wohnt um die Ecke der Tankstelle und meint, er hätte auch noch ein paar Landkarten, die er mir geben könnte. Bis ich "ja" oder "nein" sagen kann, ist er schon weg und auf dem Weg nach Hause. Zehn Minuten später steht er wieder da mit zwei Landkarten mit vielen Gebrauchsspuren - die schenkt er mir! Toll! Mein erstes Weihnachtsgeschenk heuer! Mit soviel Freundlichkeit und Zuwendung habe ich nicht gerechnet. Wir plaudern noch ne Viertelstunde, ich bedanke mit tausendmal und fahre zu meinem "Mucho Bonito Hostel". Die Preise haben sich verdoppelt seit vorigem Jahr. Denn für ein kleines Einzelzimmer mit Gemeinschaftsbad bezahle ich ca. 25 Euro. Plus 3 Euro für die Tiefgarage.
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Freitag, 20.12.2024 - Cordoba (km 31501)
Nicht mal das Frühstück im Mucho Bonito kann ich in Anspruch nehmen. Denn das gibt es erst ab 08:30 Uhr. Und ich will heute zwei Stunden früher hier wegkommen. Aber einen Apfel vom Tisch nehme ich dann doch mit.
Um 06:30 Uhr ist noch nicht sehr viel los in der Stadt. Und so komme ich auch schnell raus auf die Autobahn Richtung Osten, Richtung Cordoba. Denn das ist mein nächstes Etappenziel. Nach ner halben Stunde MUSS ich unbedingt anhalten und einen Kaffee zu mir nehmen, denn es ist so frisch, daß ich dringend einen Pulli zum drunterziehen brauche. Beim Öffnen meiner Reisetasche kommt mir Biergeruch entgegen - Sch..ße denke ich! Das ist doch die Dose Bier aus Paraguay, die ich noch übrig hatte und in einer Tüte verpackt mitgenommen habe. Irgendwie muß die kaputt gegangen sein. Also wird die Tasche auf den Kopf gestellt. Alles muß raus, die Tasche im "Bano" (WC) gereinigt werden und zum Trocknen in der Sonne aufhängen. Bis die trocken ist, habe ich mir den Kaffee redlich verdient. Leider stinken jetzt ein paar Klamotten nach Bier.
Zwei mal Tanken und ein mal Mittag und am Nachmittag sind die 340 km dann auch abgefahren und ich in die mit 1,5 Millionen Einwohnern nach Buenos Aires zweitgrößte Stadt Argentiniens eingefahren. Mein Hostel Aldea (9,0 bei booking.com) finde ich auch recht schnell. Mehr Probleme habe ich damit, einen bewachten Parkplatz für die XTZ 250 zu finden. Denn die meisten Parkhäuser (estacionamientos) bieten nur Kurzparkplätze tagsüber an. Das 5. oder 6. Parkhaus nimmt mich (oder besser die Yamaha) dann endlich auf.
Für den Restnachmittag bleibt dann noch genügend Zeit, die sich gleich um die Ecke befindende Innenstadt zu inspizieren. War es heute früh auf dem Moped noch fast kalt, so drückt sie Sonne in der Innenstadt Cordobas erbarmunglos hernieder - die Temperaturen betragen bestimmt 35 Grad.
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Samstag, 21.12.2024 - Stadtbesichtigung
Als ich am Morgen erwache, bekomme ich fast Frostbeulen. Denn der Regen hat mich wieder mal verfolgt und ist heute Nacht hier niedergegangen. Gefolgt von einem Temperatursturz von 37 Grad auf nur noch 17 (!) Grand Celsius. Das wechselhafte Wetter setzt sich also auch hier fort.
Córdoba, die Hauptstadt der gleichnamigen argentinischen Provinz, ist vor allem für ihre Architektur im Stil der spanischen Kolonialzeit bekannt. Ich hatte vor meinem Besuch hier schon größere Erwartungen gestellt. Die wurden aber bislang nicht erfüllt. Die Stadt hinterlässt einen eher ungepflegten, ja hässlichen Eindruck. Das Flair von spanischen oder gar mexikanischen Städten findet man hier in der zweitgrößten Stadt Argentiniens (2,5 Millionen Einwohner) nicht.
Das Zentrum der historischen Gegend bildet der "Plaza San Martin". Die Kathedrale jedoch, ist ganz schön. Hier hat der Papst Johannes Paul II. 1987 bei seiner Südamerikareise eine Messe gelesen.
Den tristen Eindruck der Stadt tut der Nieselregen heute sein Bestes dazu. Auch der schöne Überblick über die Stadt vom Einkaufszentrum aus erhellt nicht die Stimmung.
Wenigstens kommt gegen Abend die Sonne wieder heraus und treibt die Temperaturen weit über die 20 Grad. Das Wetter hat ein Einsehen.
Drei Tage hier zu bleiben ist eigentlich zu viel - 2 hätten gereicht. Aber bezahlt habe ich das Aldea Hostel schon. Und mit 11 Euro die Nacht im 6-Bett Zimmer ist es nicht wirklich teuer.
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Sonntag, 22.12.2024 - Wiedersehen mit Steve
Gestern hatte ich sehr unverhofft eine Nachricht über Facebook Manager bekommen - von Steve. Er hat meinen Status gesehen und daß ich in der Nähe von Cordoba sein muß. Den Engländer Steve habe ich vor fünf Jahren auf der Fahrt von Indonesien nach Australien getroffen. Er fährt auch Weltreisen mit dem Motorrad. Damals sind wir zusammen nach Osttimor gefahren, um unsere Bikes australienrein zu putzen und mit einem Container nach Darwin zu verschiffen. In Australien haben sich dann unserer Wege wieder getrennt. Jedenfalls war Steve ebenfalls in Resistencia, also dort, wo ich vor zwei Tagen auch noch war. Und sein nächstes Ziel ist ebenfalls Cordoba. Um 13 Uhr treffe ich mich mit ihm am Plaza San Martin in der Innenstadt. Wir haben uns natürlich viel zu erzählen.
Steve ist schon seit August unterwegs. Er hat sein Motorrad nach Alaska fliegen lassen, ist dann hinterhergeflogen und fährt den Panamericana Highway von Alaska bis nach Ushuaia in Feuerland - da kann ich nicht ganz mithalten.
Zum "Dinner" treffe ich mich nochmals mit ihm bei zwei Gläsern Bier. Anschließend verabschieden wir uns wieder (für die nächsten 5 Jahre!). Aber vielleicht treffe ich ihn auch hier nochmals. Denn er will weiter über Mendoza und die Anden nach Santiago de Chile, wo er einen neuen Satz Reifen hat einfliegen lassen. Auch ich will dorthin, aber nicht gleich, sondern erst in ein paar Tagen.
Das Wetter hat heute wieder eine Einsicht mit mir, denn es ist sommerlich heiß und sonnig.
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Montag, 23.12.2024 - Weiter nach Villa General Belgrano (km 31878)
Heute heißt es früh aufstehen und auschecken vom Aldena Hostel. Denn ich habe einiges vor: zunächst fahre ich etwa 10 km in den Norden von Cordoba, ans "Estadio Mario Alberto Kempes". An diesem fussballerisch geschichtsträchtigen Ort verlor am 21. Juni 1978 die deutsche Fußballnationalmannschaft als amtierender Weltmeister in der Zwischenrunde der WM 1978 in Argentinien gegen Österreich mit 2:3. Man spricht seither über "die Schmach von Córdoba". Leider ist das Stadion montags und dienstags für Besucher nicht offen. Aber der Pförtner hat ein Einsehen mit einem weitgereisten Deutschen und lässt mich hinein. Eine Zufahrt ins Stadioninnere ist komplett offen und dort kann ich in den Innenraum - es ist niemand da, außer ich. Da hätte ich auch mit dem Motorrad direkt zum Anstoßpunkt fahren können. Aber auch so bin ich rundum zufrieden und kann ein paar Bilder und Videos aufnehmen.
Mein nächstes Ziel ist die Kleinstadt Villa General Belgrano (6000 Einwohner), etwa 75 km südlich von Cordoba. Über die Stadtautobahn und eine Schnellstraße kommt man in 1,5 Stunden gut hin. Halbwegs führt die Fahrt am Stausee "Embalse Los Molinos" vorbei und in die Berge hinein. Die Gegend hier erinnert etwas an den Schwarzwald.
Auszug aus Wikipedia:
"Die Stadt, nach dem argentinischen General Manuel Belgrano genannt ist, ist ein beliebtes Touristenziel. Sie wird vornehmlich von Nachkommen deutscher, österreicher, schweizerischer und norditalienischer Einwanderer bewohnt – unter anderem von ehemaligen Besatzungsmitgliedern des am 17. Dezember 1939 im Zweiten Weltkrieg vor Montevideo versenkten Kriegsschiffes Admiral Graf Spee – und gilt deshalb als „alpine Enklave“ in Argentinien."
Im Herbst findet hier immer das bayrisch nachempfundene Oktoberfest statt. Große Tafeln erinnern im Zentrum das ganze Jahr über daran. Aber auch sonst findet man hier viele Biergärten und "Choperias". Alles ist sehr kommerziell, aber dem deutschen Baustil nachempfunden.
Leider hat über Weihnachten das Historische Museum geschlossen. Denn ich hätte gerne mehr erfahren über die Besatzung des deutschen Kriegsschiffes "Admiral Graf Spee", die hier gleich zu Beginn des 2. Weltkrieges "gestrandet" sind. Viele sind hiergeblieben und haben Familien gegründet.
Und noch ein Auszug aus Wikipedia:
"Der einzige Einsatz des Schiffes im Zweiten Weltkrieg war eine Kaperfahrt im Südatlantik im Rahmen des Handelskrieges, bei dem neun Handelsschiffe mit 50.000 BRT ohne einen Verlust von Menschenleben versenkt wurden. Vor Uruguay wurde die Spee am 13. Dezember 1939 im Kampf gegen drei britische Kreuzer beschädigt. Das Schiff lief Montevideo an, um seine volle Seefähigkeit wiederherzustellen. Währenddessen blockierten britische Kriegsschiffe die Mündung des Río de la Plata. Die Regierung von Uruguay bestand auf einer Ausreise des Schiffes innerhalb von 72 Stunden, wodurch eine Reparatur nicht möglich war. Da sich Kommandant Hans Langsdorff – teilweise auch aufgrund von Falschinformationen – in aussichtsloser Lage glaubte und einen Durchbruchsversuch als chancenlos betrachtete, ließ er das Schiff am 17. Dezember 1939 von der eigenen Besatzung im Río de la Plata vor Montevideo versenken. Er selbst nahm sich drei Tage später – am 20. Dezember 1939 – in Buenos Aires durch Erschießen das Leben."
Untergekommen bin ich hier in einem AirBnB Apartment. Die Vermieterin Monica, ist so alt wie ich und deutschstämmig. Ihr Vater war nicht auf der Admiral Graf Spee, ist aber gleich nach dem Krieg hierher ausgewandert. Monica lebt mit ihrem argentinischen Lebenspartner Ariel hier. Sie haben mich für das Weihnachtsfest morgen Abend eingeladen - da sage ich nicht nein.
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Dienstag, 24.12.2024 (Heiligabend) - La Cumbrecita (km 31969)
La Cumbrecita ist ein kleiner Ort im alpenländlichen Stil, nur 40 km entfernt von Villa General Belgrano und ist mein Ziel für den heutigen Vormittag. La Cumbrecita liegt auf 1450 m Höhe in einem Fichtenwald, malerisch gelgen direkt an einem Bach. Wohl nicht zuletzt deshalb ist die Partnerstadt Oberreute. Der Ort wurde von mitteleuropäischen Auswanderern gegründet. Viele Wirtshäuser, Biergärten, Pensionen und Hotels machen den Ort sehr touristisch.
Für den heutigen Heiligabend bin ich bei meiner Gastfamilie Monica und Ariel eingeladen. Noch zu Gast ist deren Bekannte Gabi aus Natal in Brasilien. Zu Essen gibt es Empanadas, die vor Ort zubereitet werden. Empanadas sind gefüllte Teigtaschen, also die argentinischen "Maultaschen". Zu trinken gibt es Bier, Wein und Sidre. Sidre ist eine Art Schaumwein nicht auf Basis von Trauben, sondern Äpfeln.
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Mittwoch, 25.12.2024 - Wandertag
Eigentlich wollte ich nur zwei Nächte hier bleiben. Aber hier ist es so schön ruhig und die Landschaft so toll, daß ich noch einen Tag dranhänge. Da es gestern Nacht spät geworden ist, ist heute ein Ruhetag vorgesehen. Mit Ausnahme einer kleinen halbstündigen Trekkingtour auf den nahegelegenen Virgen del Valle. Von dessen Gipfel hat man einen tollen Ausblick über die Stadt, das Tal "Valle de Calamuchita"und die am Horizont liegende Bergkette der Sierras de Córdoba.
Eigentlich wollt ich meine müden Muskeln im Fitnessstudio um die Ecke heute mal wieder strapazieren. Aber das hat geschlossen - dann halt nicht!
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Donnersta, 26.12.2024 - Auf den Spuren von Che Guevara (km 32173)
Heute heißt es Abschied nehmen von Monica und Ariel. Es fällt mir schwer zu gehen, denn die beiden sind mir schon ein wenig ans Herz gewachsen. Vielleicht sehe ich ja Monica im Frühjahr wieder. Denn sie hat einen Sohn in Nürnberg, den sie besuchen will.
Ariel, der auch Motorrad fährt, hat mir noch ein paar Tipps für eine schöne Strecke nach Alta Gracia gegeben. Die Fahrt führt in vielen Kurven an der linken Uferseite des Sees Embalso Los Molinos vorbei, immer Richtung Norden, Richtung Cordoba. Später dann in ein kleines Gebirge. Auf dem wohl höchsten Berg ist eine Sternwarte. Die kann man aber leider nur nach Anmeldung besuchen, und angemeldet bin ich natürlich nicht.
Auf der anderen Seite des Gebirgszuges ist die Kleinstadt Alta Gracia. Die habe ich vor drei Tagen von Cordoba her kommend schon mal durchfahren. Damals wußte ich aber noch nicht, daß genau hier das Haus steht, in welchem der argentinische Revolutionär Ernesto "Che" Guevara seine Kindheit verbracht hat. Genau deshalb habe ich heute den kleinen Umweg auf mich genommen. In dem kleinen, einstöckigen Haus wuchs er und seine drei Geschwister auf. Die Familie mußte wegen der guten Luft hierher in die Berge ziehen, da der kleine Ernesto schon als Kleinkind an Asthma erkrankte. Bis zum Alter von 16 Jahren lebte er hier, bevor die Familie wegen der Schule dann nach Cordoba zog. Das Haus ist seit 2001 als Museum des "Che" ausgebaut worden.
Die Nachmittagsetappe ist mit 120 Kilometern dann vergleichsweise kurz. Die Fahrt führt über eine schöne Gebirgskette wieder in ein Tal in eine weitere Kleinstadt namens Mina Clavero. Um halb vier Uhr nachmittags ist dann der Bikertag zu Ende und ich im Gästehaus Valle Hermoso angekommen. Die Stadt ist eigentlich auf Tourismus ausgelegt, aber viele Touristen sind nicht unterwegs, trotz Ferien und Weihnachtszeit. Das liegt daran, daß sich die "normalen" Argentinier seit letztem Jahr einfach keinen Urlaub mehr leisten können, da der neue Präsident Milei den Peso dramatisch abgewertet hat und heuer alles doppelt so teuer ist wie voriges Jahr - leider auch für mich!
Monica meinte gestern, sie wäre froh, wenn der Milei-Fluch bald vorbei ist.
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Freitag, 27.12.2024 - Weiter nach San Luis (km 32610)
Auch für heute ist nur eine Halbtagesetappe geplant. Denn bis zur nächsten, größeren Stadt, San Luis, sind es nur etwa 250 km. Im Gästehaus Valle Hermoso gibt es auch ein Frühstück - argentinischer Art. Und das ist recht spärlich ausgelegt: Kaffee, Wasser und ein paar viel zu verzuckerte süße Stückle. Vermutlich deshalb sind die meisten Argentinier auch viel zu dick und übergewichtig. Nur gut, daß ich mir gestern Abend am Despensa um die Ecke noch ein Obst eingekauft habe. Irgendwoher muß der Körper ja die Vitamine bekommen.
Punkt 8 Uhr komme ich los. Die Fahrt führt immer Richtung Süden. Anfangs noch durch viele kleine Ortschaften, später dann auf einer gut ausgebauten, 2-spurigen Fernstraße. Was auffällt ist, daß sich das Klima verändert hat. Waren bis vor Cordoba noch viele Felder bestellt und Wiesen vorhanden, auf denen hunderte von Rindern weideten, so ist es ab heute sonnig, heiß und trocken. Die Wiesen und Feldern sind Buschland gewichen.
In San Luis bin ich im Gästehaus "Residencia La Isabel" untergekommen. Eine wirklich schöne Unterkunft mit sehr netten Gastgebern. Der Besitzer gestattet mir zudem, meine Yamaha im Wohnzimmer abzustellen, da kein Parkhaus in der Nähe ist.
Viel zu sehen gibt es in San Luis nicht. Die Innenstadt hat, wie alle in Argentinien, einen großen Plaza. Um den herum gibt es viele Kneipen und Restaurants. Und eine schöne Kathedrale. Den Rest des Nachmittags verbringe ich in einem großen Einkaufszentrum. Denn dort ist es angenehm kühl. Denn draußen zeigt das Thermometer 35 Grad an.
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Samstag, 28.12.2024 - Weiter nach Mendoza (km 32888)
Bis nach Mendoza sind es 254 km, also wieder eine Halbtagesetappe zu fahren. Und die startet wieder, wie gestern, Punkt 8 Uhr. Morgens sind die Temperaturen noch einigermaßen erträglich. Um die Mittagszeit bin ich auch schon dort. Von Mendoza aus kann man schon die Anden sehen. Zunächst fahre ich zum Yamaha Händler hier. Denn meine XTZ 250 bräuchte mal wieder einen Ölwechsel. Den habe ich auch schnell gefunden. Nur macht der heute am Samstag um 13 Uhr zu und will deshalb natürlich jetzt keinen Ölwechsel mehr vornehmen. Ich soll am Montag wieder kommen, sagt man mir - und Tschüss!
In Mendoza habe ich ein paar Nächte über AirBnB bei Paula gebucht. Sie wohnt im 6. Stock eines 8-stöckigen Wohnhauses, zentral gelegen in der Innenstadt. Leider hat sie keinen Platz für mein Motorrad. Und so muß ich das kostenpflichtig in einem Parkhaus abstellen. Aber die sind sündhaft teuer hier. Umgerechnet 7 Euro muß ich für einen Tag bezahlen - dafür bekommt man hier schon ein Bett in einem Hostel!
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Sonntag, 29.12.2024 - Mendoza
Und weil es hier tagsüber so heiß ist, muß ich für meine Joggingrunde heute früh um 6 Uhr aufstehen. Der große Stadtpark ist einen guten Kilometer entfernt. Dort können sich Sportler austoben. Nach einer Stunde un guten 11-12 km reicht es mir. Denn die Temperaturen steigen schon wieder merklich über 30 Grad.
Am Vormittag laufe ich mal zum Sheraton Hotel rüber. Denn von der Dachterasse hat man einen tollen Blick über die Stadt und die dahinter beginnende Bergkette der Anden.
Ansonsten ist heute überall tote Hose. Nur wenige Lokale und Geschäfte haben offen. Man kann einen Nachmittag auch mal mit Spazierengehen und Nichtstun verbringen.
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Montag, 30.12.2024 - Moped- Olivenöl- und Weintourtag
Aufstehen muß ich heute schon um sieben. Denn es steht volle Programm an, den ganzen Tag.
Nach dem Frühstück laufe ich zum Parkplatz rüber, wo mein Moped (zum Glück noch) steht. Erster Stop heute ist eine Wechselstube einige Häuserblocks weiter. Meine Gastgeberin Paula hat mir den Tipp gegeben. Ich brauche dringend noch etwas Bargeld, denn nur mit Kreditkarte bezahlen geht halt nicht überall. Und die Geldautomaten wollen halt 10 Euro Gebühr für maximal mögliche 50 Euro Abheben - das ist Wucher! So wollen die hier in Argentinien wohl das Bargeld abschaffen. Trotzdem sieht man immer wieder lange Menschenketten vor den Geldautomaten.
Gleich nach dem Geldwechsel fahre ich zu einem der Reisebühros, die es um die Ecke meiner Unterkunft gibt und buche eine Tour für heute Nachmittag. Angefahren werden eine Olivenölfabrik und zwei Weingüter.
Gleich danach fahre ich wieder die 6 Kilometer in südlicher Richtung zum Yamahavertreter Peuyrredon. Die sollen meinen fälligen Ölwechsel machen. Das Öl und den Ölfilter habe ich dabei. Hier in der Ecke gibt es einige Motorrad Acessoires Läden. Und so finde ich auch meinen ersehnten Spanngurt, den ich noch dringend zur zusätzlichen Befestigung des Ersatzkanisters benötige. Sonst verliere ich den nochmals, so wie voriges Jahr. Der Verkäufer wollte den Gurt erst nicht verkaufen, da der nicht ausgeschrieben ist. Aber ich bin Deutscher und er war schon mal in Todtnau im Schwarzwald und in Zürich - deshalb kriege ich den für stolze 5 Euro.
Eine Stunde später ist der Ölwechsel dann auch fertig und ich muß 19 Euro für den Service bezahlen. Das ist nicht viel, aber im Vergleich zu den letzten beiden Jahren, als der Service überall umsonst wahr, schon einiges.
Anschließend geht's wieder rein in die Innenstadt. Das Moped wird wieder auf dem Parkplatz abgestellt und mit dem Drahtseil an einen Pfosten geschlossen. Gleich nach dem Mittagessen schaffe ich doch noch ne halbe Stunde Siesta.
Um 14:30 Uhr stehe ich auf der Matte des Tourbüros. Wenig später holt mich dort dann der Minibus ab. Bis wir endlich die Stadt verlassen haben, vergeht eine weiter Dreiviertelstunde. Denn jeder andere Tourteilnehmer wird vor seinem Hotel aufgegabelt. Und das dauert …
Irgendwann ist der Bus mit 25 Plätzen dann doch voll und wir halten gleich außerhalb Mendoza an einer Olivenölfabrik namens LAUR. Leider haben die keinen englischsprachigen Tourieführer, sondern nur spanische. Das macht es schwer für mich. Die nette, junge Dame spricht zwar langsam und deutlich, aber viel bleibt bei mir nicht hängen. Jedenfalls gibt es nach der Führung eine Verkostung der verschiedenen Olivenölen - ich wußte bis heute gar nicht, daß es hier so große Unterschiede gibt.
Nur drei Kilometer weiter halten wir am Bodega (Weingut) Vistandes. Die produzieren hunderttausen Liter Wein pro Jahr, meist für den Export. Auch hier ist die Führung nur in spanisch - leider. Das Wasser für die Weinfelder stammt aus den Anden. Es wird in einemausgeklügelten Bewässerungssystem in die Weinfelder geleitet, und muß von den Weinbauern natürlich bezahlt werden.
Letzter Halt ist an einem kleineren Weingut, dem "Vina El Cerno". Und hier bekomme ich endlich meine persönliche, junge, gut aussehende UND englisch sprechende Führerin.
Zurück in der Stadt sind wir dann kurz vor Sonnenuntergang, um 20:30 Uhr. Am ersten Halt steige ich aus und laufe heim, denn nochmals will ich keine 45 Minuten "Stadtrundfahrt" machen.
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Dienstag, 31.12.2024 (Silvester) - Nach Uspallata in die Berge (km 33038)
Lange mußte ich warten, aber heute ist es endlich soweit: der Berg ruft. Genauer gesagt, die Berge in Form der Anden. Mein Tagesziel liegt nur 120 Kilometer von Mendoza enfernt und heißt Uspallata. Die Kleinstadt liegt in einem Hochtal am Rio Mendoza auf etwa 2000 Metern Höhe und ist über eine kurvenreiche, gut asphaltierte Straße erreichbar.
Das einmalige Panorama um die Stadt bilden die drei Gebirgsmassive des Cerro Aspero, Cerro Penitentes und die Cordillera del Tigre um den 5675 Meter hohen Cerro Tigre. Untergekommen bin ich hier im Samadi Hostel.
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Mittwoch, 01.01.2025 - Neujahrsausfahrt nach Chile (km 33309)
Der Grund, warum ich auch nach Mendoza gekommen bin, ist, weil es hier den 4000 Meter hohen Pass "Christo Rendentor de los Andes" gibt. Und der führt über die Anden von Argentinien nach Santiago de Chile. Gehört und in YouTube gesehen, habe ich schon viel von dem. Aber gefahren wird er heute!
Die Silfeserparty im Hostel war zum Glück gegen 1 Uhr beendet und getrunken hatte ich auch nicht viel. Umso leichter fällt es mir, heute um 7 Uhr aufzustehen, das im Hostel inbegriffenen Früstück (war schon bereit!) einzunehmen und um halb neun wegzufahren. Die Fahrt führt mit der Sonne im Rücken immer Richtung Osten, das Tal des Rio Mendoza hinauf. Das Panorama mit den umliegenden 5000ern ist einfach phantastisch. Immer wieder mal muß ich anhalten um Fotos zu schießen. Immer weiter geht die Fahrt bergauf, vorbei an leeren Skigebieten. Nach etwa 100 km erreiche ich den letzen Ort in Argentinien, Las Cuevas. Von hier aus teilen sich die Wege. Die neue, asphaltierte Straße führt durch einen 5 km langen Tunnel durch die Berge nach Chile. Ich aber will die Paßhöhe von 4000 Metern erreichen und nehme den Abzweig auf die alte, unbefestigte Paßstraße. Die führt gleich zu Beginn durch den Torbogen des Hostel Arco de Las Cuevas. Über dem Bogen ziert ein übergroßes Banner mit "RESTAURANT" und "Coca Cola".
In vielen engen Kurven und Serpentinen führt der schmale Erdweg ständig bergauf. Die Paßhöhe kann man nach knapp neun Kilometern erreichen. Kann . . . aber etwa 200 Meter vor der Paßhöhe nimmt die Fahrt ein jähes Ende. Denn vor mir türmt sich eine 2 Meter hohe Eiswand - kein Durchkommen ist möglich. Also lasse ich die Yamaha stehen, klettere die Eiswand hoch und überquere das nur 30 Meter breite Eisfeld zu Fuß. Denn auf die Paßhöhe will ich schon kommen, wenn auch ohne Moped. Oben ist tote Hose, nichts los. Nur ein Arbeiter ist zugange. Den schnappe ich mir. Der muß ein paar Beweisfotos von mir machen - macht er auch.
Die Luft auf 4000 Metern Höhe ist ganz schön dünn. Eigentlich bin ich gut trainiert, aber hier bekomme ich schon vom Herumstehen Schnappatmung. Also halte ich mich nicht lange auf und mache mich auf, auf die 9 km lange Talfahrt über Schotter, Stein, Sand und Dreck.
Unten angekommen bleibt mir nichts anderes übrig, als den Tunnel zu nehmen, um mach Chile zu kommen. Wenigstens kostet der nichts. Gleich nach dem Tunnel kommmt dann die chilenische Immigration. Die Autoschlange vor der großen Abfertigungshalle ist lang - kein Problem führ mich. Motorräder fahren einfach vorbei und drängeln sich vorne rein. Es meckert auch niemand, also war es wohl ok. Bis ich das ganze Prozedere mit den Formularen und dem Papierkram dann hinter mich gebracht habe, ist ne Dreiviertelstunde vergangen. Aber auch hier sind die Chilenen mit meiner Cedula de Paraguay (paraguayischer Personalausweis) zufrieden. Meinen deutschen Reisepass brauche ich auch hier nicht. Lediglich mein Obst hätte ich vorher essen sollen. Denn das nehmen sie mir ab und werfen es in den Biomüll.
Das Highlight des Passes jedoch, sind "Los Caracoles". Das sind etwa 20 Serpentinen, die sich wie eine Schlange einen Hang hinabschlängeln. Von oben wirklich toll lanzuschauen. Und auch schön zu fahren, wenn auch nur 30 km/h "erlaubt" sind. Diese Kurven wäre ich gerne ein paar Mal mit meiner sportlichen Aprilia gefahren, und nicht dem 250er Lastesel namens XTZ.
Halbwegs unten im Tal kommt auf chilenischer Seite die erste Tankstelle. Die Uhr zeigt erst 13:30 an. Ursprünglich wollte ich hier eine Nacht verbringen und dann denselben Paß wieder zurückfahren, denn die chilenische Seite kenne ich schon. Aber da es früh an der Zeit ist, drehe ich nach dem Boxenstopp um und fahre gleich wieder hoch zu Los Caracoles, durch den Tunnel und wieder zurück nach Argentinien.
Dort ist wieder Immigration angesagt und Rückfahrt nach Uspallata in mein Samadi Hostel.
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Donnerstag, 02.01.2025 - 515 km nach Villa Union (km 33838
Mein heutiges Tagesziel ist die Kleinstadt San José de Jáchal. Die liegt gute 350 km nördlich von hier. Denn von hier aus will ich jetzt die Routa 40 bi ganz in den Norden Argentiniens, nach Bolivien fahren. Zunächst geht es jedoch der Routa 149 nach, bis zur 150 km entfernten Kleinstadt Calingasta. Nach etwa 25 Kilometern ist es dann zu Ende mit dem Asphalt. Der Belag ist eine festgefahrene Erdpiste. Die ist meist in sehr gutem Zustand, was ein Tempo von bis zu 70 km/h zulässt. Dann aber wieder so schlecht, holprig, steinig und sandig, daß ich nur im ersten und zweiten Gang fahren kann mit nur 20 km/h. Nach einer knappen Stunde und 40 km weiter, ist die Erdpiste dann schon wieder Geschichte und der Untergrund geht in allerbesten Asphalt über.
In Calingasta lege ich um 11 Uhr einen Boxenstop für mich und das Motorrad ein. Leider gibt es auch hier kein anständiges Restaurant oder Bäcker. Wie in so vielen Orten hier. Da hilft leider wieder mal nur FastFood vom Tankstellenshop.
Und weiter führt die Fahrt immer geradeaus nach Norden. Irgendwann geht's dann nach links weg und in einer 20 km langen "Rampe" wieder bergauf über den nächsten Pass. Beinahe hätte mich ein Gewitter erwischt. Kurz davor hat die Straße jedoch einen Knick gemacht. Um halb zwei Uhr nachmittags habe ich dann mein Tagesziel San José de Jáchal erreicht. Die Stadt macht aber keinen einladenden Eindruck und Zeit bis zur Dunkelheit ist noch genüge. Also hänge ich nach dem nächsten Tankstopp hier noch eine 150 km lange Etappe dran. Ziel ist die Kleinstadt Villa Union, direkt an der Route 40. Um auf diese von hier zu kommen, nimmt man am besten die Abkürzung über das Gebirge La Ciénaga. Die Straße hat es echt in sich. Vorbei an einem kleinen Stausee geht es in vielen engen Kurven und Kehren durch eine Schlucht und endet an einem grandiosen Aussichtspunkt.
Wieder auf der Routa 40 sollte Villa Union eigentlich in einer Stunde erreichbar sein. Die Straße ist auch gut ausgebaut und es geht immer schnurstracks geradeaus - also beste Voraussetzungen zum "Heizen". Wären da nicht die vielen Senken in der Straße. Die sind aber nicht das eigentliche Problem, sondern der angespülte Sand, Kies, Dreck und Schotter, der sich in denen sammelt. Und das kann schon mal so viel sein, daß man in den 2. Gang zurückschalten muß. Teilweise kommen diese Senken alle 300 Meter. Also komme ich erst "gesenkt" um halb fünf Uhr in Villa Union an. Nach längerem Suchen bin ich dann in den "Cabanas el Mangrullo" abgestiegen. Ein Apartment mit Schlafzimmer, Bad und Eßküche bekommt man hier für 19 Euro. Und nen (nicht ganz sauberen) Pool haben die auch. Aber nach 515 durchgeschwitzten Kilometern springt man auch mal ins dreckige Naß zur Abkühlung.
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Freitag, 03.01.2025 - 592 km Mammutetappe nach Cafayate (km34430)
Um es vorwegzunehmen: es sollte heute mit 592 gefahrenen Kilometern die bislang längste Etappe dieser Tour werden. Dies war nur möglich, da ich wie gestern, schon um Viertel vor Acht weggekommen bin. Eigentlich schade für die schöne Unterkunft.
Von Villa Union führt die Routa 40 erstmal ca. 50 km Richtung Osten und dann in vielen Kurven über einen Gebirgskamm bis nach Nonogasta, wo die Routa 74 einmündet. Die Strecke über die Berge ist einerseits landschaftlich sehenswert und andererseits ein Kurvenparadies.
Von hier aus geht es praktisch immer nur Richtung Norden bis zur Stadt Belén, meinem eigentlichen Tagesendziel. Aber es ist erst 13:30 Uhr. Und eine Unterkunft habe ich auch nicht reserviert. Also fällt die Entscheidung leicht, weiterzufahren. Unterwegs wollte ich schon den Regenkombi herausholen, da es am Horizont schon dunkel wurde. Bei näherem Hinfahren hat sich das Gewitter als Sandsturm entlarvt, dem ich gerade noch so entweichen konnte.
Auch mein Maximalziel, die Kleinstadt Santa Maria erreiche ich schon um 15:30 Uhr. Und von hier sind es nur 85 km bis nach Cafayate. Und diesen Ort kenne ich vom lezten Jahr schon. Also packe ich die nach einer verspäteten Mittagspause (Spaghetti) noch obendrauf und komme gegen 17 Uhr auch dort an, natürlich etwas körperlich ausgelaugt. Untergekommen bin ich in Cafayate, wie im letzten Jahr auch, in der Hospedaje Felisa.
Unterwegs mache ich natürlich einen längeren Halt an der 4000 km Marke der Routa 40. Denn von hier bis zur südlichsten Stadt Argentiniens (und der Welt), dem Ort Ushuaia, sind es exakt 4000 Kilometer.
Die Routa 40 ist der bekannteste und beliebteste Highway in Argentinien - vergleichbar mit der Route 66 in den USA.
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Samstag, 04.01.2025 - Weiter nach Tilcara (km 34898)
Es hat wohl die ganze Nacht geregnet und tut es immer noch.
Wieder mal 7 Uhr aufstehen, denn ich habe heute einiges vor. glücklicherweise hört es gegen 8 Uhr auf, ich kann los.
Heute ist der fünfte Fahrtag in Folge seit Mendoza. Ich brauche dringend mal wieder eine Auszeit.
Von Cafayate nach Salta sind es 180 km. "Die Schöne" Stadt Salta kenne ich schon von vergangenem Jahr. Die kurvenreiche Fahrt durch die bizarra Felsenlandschaft hat auch bei der 3. Stippvisite nichts an Anreiz verloren. Vor allem im morgendlichen Sonnenschein leuchten die Felsen blutrot, im Kontrast zu den saftig grünen Wiesen des Flusstals. Ein wirklich einzigartiger Anblick der auch heuer wieder fotografiert werden MUSS.
In Salta bleibe ich nicht nochmals. Hier will ich mir aber einen zusätzlichen Ersatzkanister kaufen. Denn mein nächstes Ziel ist Bolivien. Und da bekommen Ausländer derzeit kein Benzin. Also muß ich viel mitnehmen und vor Ort tricksen. In der Avenida San Martin gibt es viele Auto- und Motorrad Zubehörhändler. Gefunden habe ich einen 5 l Kanister schnell. Doch die wollen 30 Euro dafür haben, und mit Kreditkarte 41! Aber auch nach einer weiteren Stunde Suchens habe ich keinen anderen gefunden. Da muß ich halt in den sauren Apfel beißen. Bezahlt wird aber in bar, denn 41 sind schon Wucher.
Wieder auf der Straße geht's Richtung San Salvador de Jujuy, nördlich von Salta, und nochmals 83 km weiter nach Tilcara, einem Touristenort in den Bergen. Hier gestaltet sich die Unterkunftsuche schwierig. Denn günstig ist hier nichts und im engen Mehrbettzimmer will ich auch nicht absteigen. Letztlich wird's das La Albahaca Hostel mit Einzelzimmer und Gemeinschaftsbad.
Für die archäologischen Stätten der Tilcara-Indianer an einer der Inkastraßen hier, bleibt mir leider keine Zeit. Für Archäologie habe ich mich auch noch nie besonders interessiert.
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Sonntag, 05.01.2025 - Bienvenidos a Bolivia (km 35142)
"Herzlich Willkommen in Bolivien" ist die Devise für heute. Denn bis zur Grenze sind es nur 130 km zu fahren. Das Frühstück im La Albahaca gibt's leider erst ab halb neun Uhr - viel zu spät für mich. Aber ich habe meistens mein eigenes (Müsli) mit dabei und kaufe mir am Abend vorher noch Obst, Milch und Yoghurt bei Tante Emma um die Ecke. Und so komme ich um Viertel vor Acht auch schon hier weg. Ich muß allerdings alles langärmelige anziehen, was ich dabei habe. Denn hier auf 2450 Metern Höhe ist es morgens bitterkalt.
Auf der Routa 9 führt die Fahrt immer weiter bergauf und Richtung Norden, Richtung Bolivien. Der höchste Punkt hier wird mit 3780 Metern Höhe auf einer Tafel angegeben. Wenigstens kommt hier oben die Sonne schneller heraus und wärmt auch während des Fahrens auf. In einer Kleinstadt auf einem Kleidermarkt mache ich einen Boxenstopp, trinke heiße "Api", ein süßer, roter Maissaft.
Um halb zwölf komme ich dann auch schon am Grenzort La Quiaca an. Hier lasse ich die beiden Ersatzkanister und den Tank randvoll betanken. Wer weiß schon, wann es in Bolivien wieder Sprit gibt. Anschließend geht's zur Grenze. Hier ist sehr viel los. Ich muß das Motorrad auf einem Parkplatz abstellen und dann alle Formalitäten erledigen. Die Immigration in Argentinien geht sehr schnell. Denn es sind 5 Schalter besetzt. Hier bekomme ich auch einen Laufzettel, mit dem ich die einzelnen "Stationen" hier ablaufen muß. Zunächst schickt man mich über die Grenzbrücke zu den Bolivianern. Die aber schicken mich postwendend zurück - erst muß ich den argentinischen Zoll erledigen. Auch den habe ich gefunden und bin da schnell durch. Jedesmal bekomme ich einen Stempel auf meinen "Passierschein A38". Und wieder schickt man mich über die Brücke zu den Bolivianern - und wieder schickt mich derselbe Beamte zurück. Doch der hat keine Ahnung, daß ich jetzt erst die Immigration von Bolivien machen muß, also wieder über die Brücke und vorbei an dem Beamten, der keine Ahnung hat. Die hat aber die Dame bei der bolivianischen Immigration. Sie akzeptiert meine paraguayische Cedule (Personalausweis), will also nicht mal meinen deutschen Reisepass sehen. Und ein letztes Mal geht es über die Brücke zurück nach Argentinien. Hier fehlt mir noch das Dokument zur Einführung des Motorrads nach Bolivien. Aber hier hat sich ne 30 Personen-Schlange gebildet. Und nur ein Beamter registriert die Fahrzeuge. Also stehe ich mir hier 1,5 Stunden lang die Beine in den Bauch, bis ich endlich vorne bin. Hier gibt es esrstmal Unstimmigkeiten, daß ich aus Deutschland bin, aber einen paraguayischen Personalausweis habe, mit dem ich auch verreise. Desweiteren muß ich erst noch ein Online-Dokument ausfüllen. Das gute an einer solchen Grenz-Odyssee ist, daß man andere Leute kennenlertn. So waren es bei mir drei weitere Biker aus Argentinien, die auf dem Weg zum Salar de Uyuni sind. Und die haben mir auch beim Ausfüllen der Formulare geholfen.
Nach sage und schreibe 2,5 Stunden fahre, und nicht gehe, ich denn mit dem Motorrad über die ominöse Grenzbrücke, die Argentinien und Bolivien trennt - Bienvenidos a Bolivia!
Das war eine schwere Geburt.
Die 90 km bis Tupiza sind dann auch vergleichsweise schnell in 1,5 Stunden abgefahren. Untergekommen bin ich hier, wie schon vor 2 Jahren bei meinem ersten Besuch hier, im Hostal Butch Cassidy.
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Montag, 06.01.2025 - Auf der Suche nach Benzin (km 35406)
Ab 7 Uhr gibt's im Butch Cassidy Hostel das Frühstück. 07:15 Uhr stehe ich im leeren Frühstücksraum, das Moped ist schon aufgesattelt und abfahrtbereit. Der Chef ist schon wach und erinnert mich daran, daß es hier in Bolivien erst 06:15 Uhr ist! Die sind tatsächlich eine Stunde später dran als Argentinien, obwohl Bolivien genau nördlich davon liegt. Aber ne Dreiviertelstunde will ich nicht noch warten. Also verzichte ich auf das Frühstück.
Gerne hätte ich heute früh die fehlenden vier Liter in meinem Tank nochmals aufgefüllt. Gestern Abend war die Autoschlange vor der einzigen, offenen Tankstelle schon sehr lang. Und heute früh sieht es nicht viel besser aus. Außerdem ist die Tankstelle noch geschlossen. Mit meinen Ersatzkanistern schaffe ich auf jeden Fall die 250 km bis Potosi. Auf der Routa 14 geht es wieder weiter Richtung Norden und die Anden hoch, auf über 3000 Meter. Es ist bitterkalt und ich muß wieder alles langärmlige anziehen, das ich dabei habe, um nicht zu erfrieren.
Nach einer Stunde komme ich in einer Kleinstadt an. Dort gibt's auch eine (leere) Tankstelle. Aber wenigstens kann ich dort mein Frühstück nachholen. Es gibt eine Art in Fett gebackene Krapfen und heißen Api, wie gestern schon. Die Routa 14 ist meist sehr gut ausgebaut und führt immer wieder in meist langen Kurven über Bergrücken und Täler nordwärts. Eine tolle Strecke, die zum cruisen einlädt.
Gegen 10 Uhr komme ich mit fast leerem Tank im Ort Kucho Ingenio an. Hier mündet die 14er in die Routa 1. Das ist der bolivianische Teil der Panamericana. Und hier im Ort gibt's auch ne Tankstelle. Vor dieser ist ein selbstgemaltes Schild angebracht, auf welchem steht: "NO HAY DIESEL Y GASOLINA". Man kann sich schon vorstellen, was dies bedeutet. Natürlich hat auch diese Tankstelle derzeit keinen Sprit. Ein älterer, roter Pickup steht schon vor der Tankstelle. Aber es soll hier heute Benzin angeliefert werden, um "medio dia", also gegen Mittag. Und weil es bis Potosi nur noch 40 Kilometer sind und ich sonst nichts mehr vor habe, stelle ich mich auch an. Auf der anderen Straßenseite sind einige kleinere Restaurants. In einem davon lege ich nach der verspäteten Frühstückspause eine verfrühte Mittagspause ein. Es gibt "Pollo Picante". Huhn mit scharfer Soße, Nudeln und Kartoffel - schmeckt gar nicht so schlecht für 3,50 Euro.
Nach und nach sammeln sich mehr Fahrzeuge an. Es hat sich wohl herumgesprochen, daß es hier und heute noch Benzin gibt. Um halb eins ist immer noch kein Tanklastzug in Sicht. Und die nette Dame an der Tankstelle weiß auch nicht, wann es weiter gehen soll. Aber ich habe Zeit und warte . . . irgendwie erinnert mich das ganze hier an den Spielfilm "Waterworld". Nur, daß der Kampf ums Benzin hier nicht im Wasser stattfindet, sondern in den Anden.
In einem anderen Restaurant bestelle ich nen Kaffee und komme mit der älteren Besitzerin ins Gespräch. Sie spricht einigermaßen deutliches spanisch und so verstehe ich das meiste. Sie kommt ursprünglich aus Sucre und meint, ich solle unbedingt mal diese schöne Stadt besuchen. Ja, die steht auf meinem Zettel, sage ich. Die ältere Dame ist sehr an mir interessiert, als sie erfährt, daß ich Deutscher bin.
Um 13:30 Uhr heißt es plötzlich, daß der LKW mit dem flüssigen Gold in einer Stunde eintreffen wird. Und tatsächlich fährt der (fast unter Jubel) auch um 14:30 Uhr ein und macht sich gleich daran, den Sprit in die Tanks zu lassen - geht doch! Leider muß ich die Fotoaufnahmen wieder löschen, denn in Bolivien dürfen die Tankstellen nicht fotografiert werden.
Und Benzin an Ausländer dürfen sie eigentlich auch nicht verkaufen. Der Chef der Tankstelle fragt mich, wie viel ich denn brauche. 10 Liter würden mir genügen, um den Tank zu füllen, sage ich. Nur direkt an der Zapfsäule dürfen sie mich nicht betanken. Das passiert dann außerhalb mit einem alten 10-Liter-Kanister und einer zerschnittenen Colaflasche als Trichter. Das erinnert mich an die Zeiten in China, als wir Motorradfahrer unsere Bikes außerhalb der Tankstelle mittels einer großen Teekanne füllen mußten.
Das ganze Procedere hat jetzt 4,5 Stunden gedauert. Aber die Yamaha ist froh, wieder aufgefüllt zu sein. Die letzten 40 km bis Potosi geht es nochmals steil bergauf, denn die Stadt liegt auf 4090 Metern Höhe. Hier ist es nicht nur kalt, sondern die Luft extrem dünn. Schon kleinste Anstrengungen reichen für Schnappatmung aus. Nach längerem Suchen bin ich dann im Hotel Santa Maria in der Innenstadt abgestiegen. Das Problem hier ist nicht, eine Unterkunft zu finden, sondern eine mit Parkplatz oder ein Parkhaus. Denn die Straßen sind extrem eng.
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Dienstag, 07.01.2025 - Potosi
Es hat die ganze Nacht durchgeregnet und auch heute früh sieht es nicht gut aus. Die Temperaturen liegen bei knapp über 10 Grad. Gut, daß ich zwei Nächte hier gebucht habe. Bei dem Wetter macht das Fahren keinen Spaß. Außerdem braucht die Yamaha nach 8 Tagen Fahrt mal eine Pause - und ich natürlich auch.
Potosi ist die höchste Stadt Lateinamerikas und hat etwa 175.000 Einwohner. Sie liegt am "Reichen Berg" Cerro Rico. Der heißt so, weil er vor allem im 17. Jahrhundert die Stadt durch sein enormes Silbervorkommen reich gemacht hat. Allerdings auf Kosten von vielen indigenen und afrikanischen Zwangsarbeiter, von denen sehr viele ihr Leben in den engen Stollen verloren. Auch heute noch werden Silber, Zinn und andere Mineralien hier abgebaut. Deshalb besuche ich auch gleich am Vormittag das "Casa Nacional de Moneda de Bolivia", das nationale Geldmuseum. Denn das hier gewonnene Silber wurde gleich zu Münzen verarbeitet. Ein sehr interessantes Museum. Leider ist die Führung nur in spanisch, sodaß ich wenig mitbekomme. Gleich nebenan steht die Metropolitan Cathedral Basilica, die Kathedrale von Potosi. Bei dieser Führung interessiert mich hauptsächlich der Glockenturm, den man besteigen kann. Denn von dort oben hat man einen tollen Blick in alle Richtungen der Stadt, und natürlich auch auf den "Silberberg" Cerro Rico. Leider ist das Wetter trüb und regnerisch.
In der Innenstadt stehen noch viele alte Gebäude aus der Kolonialzeit. Die Straßen sind eng und der Verkehr ist dicht. Es stinkt permanent nach Abgasen. Viele Leute drängen sich auf den engen Gehwegen. Was die Innenstadt interessant macht, sind die vielen kleinen Geschäfte, Restaurants und Cafes.
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Mittwoch, 08.01.2025 - Zurück Richtung Tarija (km 35776)
Hatte ich Vorgestern schon den Entschluß gefasst, wegen des Benzinproblems, nicht bis nach La Paz hochzufahren, sondern nur bis nach Sucre, so habe ich heute auch diese Entscheidung revidiert. Denn das Wetter hier soll die nächsten 10 Tage regnerisch und kühl bleiben. Auch im nur 2300 Meter hoch gelgenen Sucre soll es nur 17 Grad haben - viel zu wenig! Da hätte ich auch zuhause bleiben können. Und darauf habe ich keinen Bock.
Also trete ich langsam wieder die Rückfahrt nach Paraguay an. Der kürzeste Weg ist über die "Hauptstadt des Südens" von Bolivien, Tarija. Tarija kenne ich schon von meinem ersten Besuch von vor 2 Jahren. Auf der Routa 1, der Panamericana, sind das etwa 350 km zu fahren. Frühstück gibt's keines im Hotel Santa Maria, also komme ich auch um halb acht Uhr hier weg. Wie gestern schon, ist es auch heute bitterkalt. Ich schätze mal so um die 5 Grad Celsius. Wenigstens ist es nur bedeckt und regnet nicht, wie gestern den ganzen Tag - also nichts wie weg hier. Nach dem Zweibelprinzip ziehe ich so ziemlich alles an, was ich dabeihabe. Bis ich aus der verwinkelten Stadt mit den engen Gassen und Einbahnstraßensystem hinausgefunden habe, vergeht jedoch seine Zeit.
Nach etwa 40 km komme ich wieder in die Stadt Cuchu Ingenieno, also genau dorthin, wo ich vorgestern 4 Stunden auf Benzin gewartet habe. Und siehe da: die Tankstelle hat heute früh geöffnet und es ist nichts los. Also nichts wie reinfahren und die paar Liter wieder bis zum Rand auffüllen lassen - man weiß ja nie, wann man hier in Bolivien wieder Benzin bekommt. Und diesmal muß ich nicht mal außerhalb kanistertanken, sondern kann direkt an der Zapfsäule betankt werden - so beginnt ein guter Tag.
Die Yamaha ist jetzt gestärkt für den Tag, mir jedoch fehlt das Frühstück immer noch. Das nehme ich nach kurzer Fahrtzeit am Straßenrand der Kleinstadt Belen zu mir. Es gibt heißen Kaffee und frittierte Krapfen, wie schon vorgestern.
Frisch gestärkt und innerlich aufgeheizt führt die Fahrt immer Richtung Süden durch die 3000-4000 Meter hohen, kalten Anden. Die Routa 1 ist gut ausgebaut und führt immer wieder in langgezogenen Kurven die Berge hoch und wieder hinunter. Eine tolle Motorradstrecke, wäre da nicht die "Arschkälte" und mein Lastenesel XTZ 250. Mit meiner sportlichen Aprilia wäre es ein Genuß hier zu fahren.
Ab etwa der Hälfte der Strecke geht es fast immer nur bergab. Denn Tarija liegt auf nur 1900 Metern Höhe. Durch das Nachtanken heute früh, brauche ich nichtmal einen der beiden Ersatzkanister, um mein Ziel zu erreichen. Die Yamaha schluckt tatsächlich nur 3 Liter Benzin - sehr genügsam und gut für den Geldbeutel.
Am Stadteingang von Tarija fahre ich gleich die erste offene Tankstelle an. Die wollen mir zuerst kein Benzin verkaufen, da ich Ausländer bin. Auch nicht meinem paraguayischen Motorrad aus dem Nachbarland. Aber nach höflichem Nachfragen dann doch. Aber wie gehabt nur außerhalb der Tankstelle über Kanister. Also mache ich meinen 5 Liter Kanister leer und lasse den zwei mal auftanken. Damit sollte ich jetzt genügend Benzin haben, um mein "Heimatland" Paraguay wieder zu erreichen.
Untergekommen bin ich in Tarija im Hotel Carmen in der Innenstadt, nur 4 Blocks vom Plaza entfernt.
Wiki:
"Tarija (San Bernardo de Tarija) ist die südlichste Großstadt im südamerikanischen Anden-Staat Bolivien. Die Stadt wurde am 4. Juli 1574 von Luis de Fuentes y Vargas mit dem Namen „Villa de San Bernardo de la Frontera de Tarixa“ gegründet. Tarija liegt günstig zwischen den verschiedenen Klimazonen des Landes, am Rande der Anden in einer Höhe von rund 1900 m, so dass meist mildes und angenehmes Wetter herrscht."
Bei meinem letzten Besuch hier vor 2 Jahen hatte ich mir schon 2 Tage Zeit für die Stdat genommen und auch eine Weintour mitgemacht. Denn die Weine hier rund um die Stadt sind sensationell gut. Deshalb gönne ich mir auch heute Abend einen "Copa de Vino Tinto" bei einem hervorragenden 400 Gramm Rndersteak.
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Donnerstag, 09.01.2025 - abenteuerliche Fahrt von Tarija nach Villamontes (km 36000)
Kennen tue ich die für dieses Jahr letzte Andenetappe schon von vor zwei Jahren. Damals bin ich die jedoch in umgekehrter Richtung von Villamontes nach Tarija gefahren, heute umgekehrt.
Nach dem guten Frühstück im Hotel Carmen geht es um acht Uhr auch schon los. Gleich nach Verlassen der Stadt in östlicher Richtung, nehme ich den Abzweig auf die F11. Die führt auch alsbald wieder in die Berge. Im Vergleich zu gestern sind die jedoch nicht annähernd so hoch und vor allem grün bewaldet, was das Fahren viel angenehmer macht.
50 Kilometer vor Villamontes ist es jedoch vorbei mit asphaltierter Straße. Abprupt und ohne Vorwarnung ist der Asphalt zu Ende und die Straße geht in eine mehr oder weniger gut gepflegte Schotter-, Sand- und Erdpiste über. Wobei mir der Schotter und der Sand am meisten Probleme bereiten. Nicht zu sprechen von den überholenden oder entgegenkommenden Fahrzeugen, die dich immer wieder mit Staub einnebeln. Also Visier unten lassen. Ein paar mal konnte ich das Moped grade noch so halten, als das Hinterrad wegrutschte.
Die Bolivianer haben es auch zwei Jahre später noch nicht geschafft, den für mich relativ gefährlichen Streckenabschnitt durch die Schluchten des Rio Pilcomayo zu befestigen, oder wenigstens abzusichern. Das sind die etwa letzten 10 km vor Villamontes. Die Straße wurde quasi in die Felsen des Berghanges hineingesprengt und -gehauen. Leitplanken gibt es nicht. Dafür fällt das Gelände oft 100 Meter ab. Ganz enge Passagen dürfen immer nur einseitig befahren werden. Dafür sorgen Posten mit Funksprechgeräten. Trotzdem kommt es auf der vielbefahrenen Strecke immer wieder zu Staus, wenn zwei LKWs sich entgegenkommen. Dann muß halt einer ein Stück zurücksetzen.
Gegen 13:30 Uhr habe ich dann auch diese Offroadtour hinter mich gebracht und komme total erschöpft und verdreckt in Villamontes an. Ich steuere gleich das eco Hotel am Ortseingang an. Denn hier bin ich auch schon vor 2 Jahren abgestiegen. Und die haben sogar mein Zimmer von damals noch frei!
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Freitag, 10.01.2025 - Wieder zurück nach Paraguay (km 36447)
Das wirklich gute Frühstück im eco Hotel nehme ich heute schon ein. Denn es gibt Rühreier. Die bekommt man hier sonst nur in den teuren Hotels. Eigentlich hätte ich noch einen Tag anhängen sollen an diesem schönen Ort, aber ich war ja schonmal hier und viel mehr zu sehen gibt es nicht. Also verabschiede ich mich von dem ach so netten Hotelpersonal, sattle die "AANI" (Yamaha) auf und mache mich auf den Weg gen Osten. Nicht um zuvor noch den Straßenzustand bis zur Grenze anzufragen. "Todo asphalto" - alles asphaltiert, sagt man mir. Das ist schön, denn vor 2 Jahren, als ich von der anderen Seite hierher gefahren bin, waren noch 40 Kilometer im Bau. Und dieser grobgeschotterte Streckenabschnitt war eklig zu fahren. Also alles "tranquillo" heute.
Tanken muß ich auch nicht mehr, denn bis zur Grenze nach Paraguay sind es nur 120 km. Und meine beiden Ersatzkanister sind auch noch voll - gut so! Die Fahrt bis zur nahen Grenze ist tatsächlich total entspannt, die Straße neu asphaltiert. Im Rückspiegel sehe ich "meine" Anden immer kleiner werden, bis sie irgendwann total verschwunden sind. "Bis nächstes Jahr", denke ich mir. Wie gestern schon, beim Verlassen der Berge, ist es auch heute unsäglich heiß. Kein Wunder, denn ich bin im "El Gran Chaco" angekommen. Das ist die große Tiefebene des nördlichen Argentiniens, östlichen Boliviens und nordwestlichen Paraguays. Im Sommer ist das der Hitzepol von Südamerika. Die Region ist geprägt von Trockenwäldern und Dornbuschsavannen. Das Thermometer steigt nachmittags auf knapp unter 40 Grad.
An der Grenze ist nicht viel los, nur ein paar Leute die auch Bolivien verlassen wollen. Auch das Abfertigungsgebäude erscheint mir neu, im Vergleich von vor 2 Jahren. Und alles ist hier viel besser organisiert als an der Grenze von La Quiaca, die ich vor 6 Tagen von Argentinien nach Bolivien überquert habe. Man bekommte ebenso einen Laufzettel, mit den "Stationen", die man erledigen muß, bevor man die Grenze passieren kann. Mit dem Unterschied, daß hier keine Brücke zwischen den Administrationen liegt, sondern alle 4 Stationen sind im selben Gebäude nacheinander an 4 Schaltern angeordnet:
- Immigration Bolivien
- Zoll Bolivien
- Immigration Paraguay
- Zoll Paraguay
Einfacher geht's nun wirklich nicht. Und so bin ich auch in einer halben Stunde durch, und nicht in 2,5 wie bei der Einreise. Beim Verlassen bedanken sich die Bolivianer noch mit einem überdimensional großen Schild für den Besuch: "Gracias por visitar Bolivia". Und entsprechend werde ich von Paraguay begrüßt: "Bienvenidos a Paraguay" - endlich wieder zu Hause. Denn hier gibt es kein Problem mit den teuren Geldautomaten wie in Argentinien oder dem fehlenden Benzin wie in Bolivien.
Weitere 120 km später erreiche ich die Kreuzung bei La Patria. Hier ist zwingend eine (Mittags-)Pause nötig, denn nach einer Stunde Fahrt in der glühenden Savanne des Chaco bist du ausgetrocknet. Der nächste Halt ist dann wieder eine Stunde weiter in Mariscal. Auch den Ort kenne ich schon. Die letzte Etappe führt dann nach Fernheim.
Wiki:
"Fernheim ist eine von Mennoniten gegründete Kolonie im Chaco von Paraguay. Sie wurde zwischen 1930 und 1932 von deutschstämmigen plautdietsch sprechenden Russlandmennoniten gegründet, die aus der damaligen Sowjetunion geflohen waren. Zentrum der Kolonie ist die Kleinstadt Filadelfia. Hier leben etwa 5000 deutschstämmige Mennoniten."
Untergekommen bin ich hier im besten Hotel der Stadt, dem "Florida". Die haben einen auch großen Pool. Hier werde ich zur Erholung zwei Nächte verbringen. Das Hotel wurde in der vergangenen 2 Jahren moderniesiert und aufgestockt. Das abendliche Buffet ist hervorragend.
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Samstag, 11.01.2025 - auf den Spuren der Mennoniten (km 36508)
Nachdem ich jetzt schob zum 3. Mal in Fernheim bin, will ich heute nicht nur faul am Pool liegen, sondern nach dem morgendlichen Joggen (endlich mal wieder!) und dem hervorragenden Frühstück, mir die Umgebung von Filadelfia ansehen, sprich einen Teil der Dörfer hier mal abfahren. Denn die Mennoniten haben das Land hier urbar gemacht. Grundlagen ihrers Wohlstandes sind Erdnüsse, Baumwolle, Rindfleisch, Milch und Milchprodukte. Viele Namen der umliegenden Dörfern wurden denen ihrer Heimat gleichgenannt. Man findet hier z. B. ein Karlsruhe, Kleefeld, Lichtfelde, Schönau, Schönbrunn, Orloff oder Hochfeld. Irendwie ist hier alles fest in deutscher Hand. Und die Mennoniten sprechen auch alle noch deutsch. Gestern an der Tankstelle bin ich vom Tankwart gleich im allerbesten deutsch angesprochen worden, als er merkte, daß spanisch nicht meine Muttersprache ist. Und auch exakt denselben teuren Ersatzkanister, den ich in Salta für 33 Dollar gekauft und letztendlich doch nicht gebraucht habe, hätte ich hier für 15 bekommen!
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Sonntag, 12.01.2025 - Mammutetappe nach Atyra (km 37276)
Ab 6 Uhr gibt es hier schon Frühtsück im Florida Hotel. Die Mennoniten sind halt ein arbeitendes, strebsames Volk, das früh aufsteht. Ich mache mir das auch zu nutze und labe mich nochmals am wirklich hervoragenden Frühstücksbuffet hier. Um halb sieben komme ich dann auch schon weg. Um diese Uhrzeit geht die Sonne grade so am Horizont auf und die Temperaturen sind mit Mitte 20 Grad noch erträglich.
Die ersten 200 km geht es immer schnurstracks gerade aus Richtung Südosten auf der Routa 9. In Pozo Colorado nehme ich den Abzweig auf die 5er Richtung Osten. Denn für mein Tagesziel heute habe ich ir die Stadt Concepcion am Rio Paraguay aussgesucht. Die 150 km wären auch in 2 Stunden gut zu schaffen, wäre nicht ein Teil der Strecke unbefestigt, also Schottrpiste. Die ist aber teils recht gut und schnell zu befahren. Aber immer wieder gibt es Stellen, wo Teile der alten befestigten Straße noch hervorragen. Und dann wird es recht holprig und langsam zu fahren.
Gegen halb zwei Uhr komme ich dann an die große Brücke über den breiten Rio Paraguay. Über den führen im ganzen Land nur 3 Brücken. Die beiden anderen befinden sich in Asuncion. Die ca. 50 Meter hohe Betonbrücke macht zwar einen stabilen Eindruck, wirkt aber schon etwas baufällig. Trotzdem halte ich am Scheitelpunkt an, um ein paar Fotos von hier oben zu machen. Wenig später bin ich dann auch schon in der Innenstadt von Conception. Die ist zwar ganz nett, aber lädt eigentlich nicht zum verweilen ein. Und weil es noch früh am Nachmitag ist, hänge ich noch eine Etappe bis Santa Rosa dran. Auf der 5er, der 30er und der 8er (alle gut asphaltiert) komme ich gegen 15 Uhr dann in Santa Rosa an.
Aber auch diese Stadt wirkt nicht genug einladend für mich, sodaß ich nach einem weiteren Tankstopp - Benzinaufnahme für das Moped, Wasser für mich - beschließe, nochmals 200 km bis Atyra, nördlich von San Bernardino und Asuncion, abzufahren.
Kurz vor Sonnenuntergang, nach 12 Stunden und 730 km Fahrt komme ich dann total kaputt, endlich am zwei mal verschobenen Tagesendziel an. Hier quartiere ich mich wieder im Posada Gähstehaus, bei den zwei überfreundlichen älteren Damen, ein. Hier war ich schon vor 4 Wochen, bevor es nach Argentinien losging.
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Montag, 13.01.2025 - Freude besuchen (km 37358)
Heute gegen Mittag fahre ich zunächst nach Nueva Colombia, um nochmals Johann und seine Frau Johanna zu besuchen. Johann arbeitet derzeit alle 2 Wochen für eine Fensterbaufirma im Chaco in Filadelfia. Den habe ich am Freitag nur um ein paar Stunden verpasst. Denn um halb drei Uhr nachmittags fährt immer sein Bus zurück.
Um 16 Uhr bin ich dann nochmals bei meiner anderen Auswandererfamilie aus Schwäbisch Hall zum Burger grillen eingeladen. Da sage ich natürlich nicht nein. Denn es gibt auch immer viel zu erzählen.
Die Nacht verbringe ich nochmals im Posada Gästehaus.
Dienstag, 14.01.2025 - wieder zurück nach Independencia (km 37516)
Die letzte Etappe der diesjährigen, etwas kürzeren Tour führt wieder zurück an den Startpunkt, in das Städtchen Melgarejo, den Hauptsitz der Gemeinde Independencia. Die 150 km sind auch relativ schnell abgefahren. Ich nehme jedoch den Umweg über den Highway PY02 und Coronel Oviedo. Deshalb, weil sich weiter südlich, in meiner eigentlichen Richtung, ein großes Gewitter auftürmt. Bei täglich zwischen 35 und 40 Grad ist das jedoch kein Zufall. Zuvor noch ein Stopp in Villarica und die Brille abgegeben, um neue Gläser zu machen, da die Lesegläser der Bifocalbrille zu groß und zu hoch sind.
Am Nachmittag bin ich dann auch schon zurück und ziehe wieder in mein "altes" Apartment von Wilfrido ein. Das habe ich schon vor ein paar Tagen vorreserviert.
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