Südamerika 2022 – Uruguay
Mittwoch, 04.01.2023 – Adios Argentina – Bienvenidos Uruguay (km 11424)
Heute Nacht hat es sich wieder mal gezeigt, daß ein 12-Bett Dormitory einfach zu groß ist. Denn Punkt 2 Uhr in der Früh geht das Licht an und ein junges Paar kommt hereingeschnet. Das Mädel belegt das heute über mir frei gewordene Bett. Genauer gesagt belegt sie es noch lange nicht. Denn sie hantiert eine Ewigkeit an ihrem Gepäck herum. In einer Lautstärke, daß bestimmt alle anderen außer mir auch wach geworden sind. Sie scheint jedes Kleidungsstück in eine separate Plastiktüte verpackt zu haben. Und das macht krach. Irgendwann ziehe ich den Vorhang am Bett zur Seite und schaue, was sie so treibt. Da liegen die Klamotten weit verbreitet auf dem Boden herum. Als sie mich sieht, entschuldigt sie sich und meint nur, daß sie heute Nacht nach langem Flug angekommen sind und sie ihre Sachen “reorganisieren” muß. Aber die hat sie doch bestimmt in tagelanger Kleinarbeit erst vorgestern so gepackt, also warum reorganisieren? Ein Brasilianer gegenüber meint, das sei kein Problem. Für ihn vielleicht, für mich jedoch nicht. Sowas kann man auch am nächsten Morgen erledigen. Denn ihr Freund liegt längst schon flach und schläft.
Beeilen brauch ich mich an meinem letzten Tag in Argentinien icht. Denn meine Fähre nach Uruguay legt erst um 12:50 Uhr ab. Anderthalb Stunden vorher soll man dort sein mit dem Fahrzeug, hat man mir vor drei Tagen gesagt. Und bis zur Fähranlegestelle des Colonia Express sind auch nur vier Stadtkilometer zu fahren, meist auf Schnellstraßen.
Im Wartebereich stellt man das Fahrzeug ab und begibt sich zum Check-In in die Wartehalle. Und anschließend zur Immigration von Argentinien, wo der Pass ausgestempelt wird. Ich will schon weitergehen in den Duty-Free Bereich, als man mich noch zu einem weiteren Schalter winkt. Denn praktischerweise ist hier auch schon die Immigration von Uruguay untergebracht, sodaß dieses Procedere bei der Ankunft wegfällt.
Das Beladen der supermodernen Fähre geht auch zügig voran. Das Moped wird, wie immer, an der Seite abgestellt. Pünktlich wie die Feuerwehr legt das Boot dann ab und fährt im Affenzahn über den Rio de la Plata, der Artentinien und Uruguay trennt. Der ist hier an der Mündunf etwa 50 km breit. Trotzdem dauert die Fahrt nur zwei Stunden.
Der Ort auf der anderen Seite heißt Colonia del Sacramento und hat eine wunderschöne Altstadt mit Straßen aus Kopfsteinpflaster. Die liegt auf einer Halbinsel im Rio de la Plata. Die Häuser sind meist noch aus der Kolonialzeit. Es gibt viele Kneipen, Restaurants und Bars. An diesem Ort ist “Chillen” angesagt. Die Portugiesen gründeten Cononia 1680 um Waren nach Buenos Aires zu schmuggeln. Eine spannende Vergangenheit hat dieser Ort also auch zu bieten.
Ganz im Gegensatz zu meinem Hotel hier – das hat nicht wirklich viel zu bieten. Nicht mal ein Fenster im Zimmer. Entsprechend muffig riecht es dort. Eigentlich habe ich drei Nächte gebucht, zahle jedoch nur eine und bin mir sicher, morgen wieder abzureisen.
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Donnerstag, 05.01.2023 - Von Colonia del Sacramento nach Montevideo (km 11615)
Das gute an Uruguay ist, daß es ein kleines Land ist und somit die Entfernungen gering. Man könnte es von Ost nach West oder von Nord nach Süd an einem Tag durchfahren. Und so ist meine Etappe heute auch nur etwa 200 km lang. Sie führt in die Hauptstadt Montevideo. Vor der Abfahrt schlendere ich jedoch nochmals durch die tolle Altstadt von Colonia. Man hätte hier auch locker noch 1-2 Tage bleiben können - aber halt nicht in diesem Hotel!
Was mir gestern schon positiv aufgefallen ist, ist, daß es hier sehr viel ruhiger zu geht als in den vorigen Ländern. Auch im Straßenverkehr. Da kannst du blind über die Schnellstraße laufen, auch wenn es keinen Fußgängerüberweg gibt - die halten alle. Das Verkehrsaufkommen ist auch sehr viel niedriger. LKW sehe ich kaum auf der Autobahn Richtung Montevideo. Vermutlich werden die Waren alle mit dem Schiff angeliefert.
Auch die Landschaft ähnelt doch sehr der mitteleuropäischen. Die Felder und Wiesen sind bei weitem nicht so groß wie in Argentinien. Und die Rinderherden kleiner.
Für meinen Aufenthalt in Montevideo habe ich mal wieder auf AirBnB zurückgegriffen, da mir booking nichts passendes angeboten hat. Meine Vermieterin heißt Monica und wohnt direkt in der Innenstadt. Das ist sehr praktisch. Doch sie ist erst um 16 Uhr zu Hause. Und so lege ich noch einen Stop ein in Ciudad del Plata, einem kleinen Touristennest nur 30 km vor Montevideo. Auch hier am Strand ist nicht viel los. Einzig die jungen Einheimischen mit ihren überlauten, firsierten Mopeds stören die Ruhe.
Als ich kurz vor 16 Uhr in der Bartolome Mitre 1488 ankomme, steht sie schon in der Haustür. Sie wohnt in einer kleinen Wohung im 5. Stock eines alten Mehrfamilienwohnhauses. Ihren Lebensunterhalt verdient sie neben AirBnB als Schneiderin. Momentan ist sie Tag und Nacht beschäftigt mit dem Anfertigen von Karnevalskostümen. Denn am 19. Januar geht der hier schon los. Auch die Yamaha kommt sicher in einem Parkhaus gegenüber unter.
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Freitag, 06.01.2023 - Free City Tour in Montevideo
Wie in Buenos Aires, so gibt es auch hier in Montevideo geführte Stadtrundgänge an deren Ende man dem Guide einen Obolus zukommen lässt. Der Veranstalter curiosofreetour.com.uy schickt zwei Guides zum Treffpunkt an der Puerta de la Ciudadela, also das Eingangstor zur früheren Zitadelle hier am Plaza de Independencia. Eine Tour ist auf englisch (meine), die andere auf spanisch. Im Gegensatz zu Buenos Aires sind wir keine 10 Leute pro Gruppe, was die Sache sehr viel angenehmer und persönlicher macht. Den schwierigen Namen des Guides konnte ich mir nicht merken. Wir sollen ihn einfacj "PY" nenne, meint er. Jedenfalls hat er eine Flasche uruguayischen Weins dabei, die wir gemeinsam vernichten.
Uruguay hat tatsächlich nur 3,5 Millionen Einwohner. Dafür doppelt soviele Rinder, so YP.
Westlich des Plaza Independencia erstreckt sich die interessante Altstadt von Montovideo. Mitten auf dem Platz thront hoch zu Roß der Staatsheld Jose Artigas. Der kämpfte Anfang des 19. Jahrhunderts gegen die Spanier und die Portugiesen, erlag aber und mußte nach Paraguay fliehen, wo er 1850 starb. Seine Asche wurde später hierher überführt und die Urne wird hier in einem Mausoleum unter seiner Statue ausgestellt. Bis zur Unabhängigkeit Uruguays dauerte es aber noch 100 Jahre.
Stolz sind die Uruguayer auf den Palacio Salva. Dieses Gebäude war ganze sieben Jahre das höchste von Südamerika.
Montevideo ist sehr viel kleiner als Buenos Aires. Entsprechend ruhiger geht es hier zu. In der Altstadt gibt es sogar eine Fußgängerzone mit vielen Cafes und Bars. Urugua ist ein relativ offenes und tolerantes Land. Denn hier kann man auch legal Gras kaufen. Zwar nicht in den Coffee-Shops, die es hier auch gibt, aber in diversen Apotheken schon. Vermutlich wegen der Beratung und Handhabung.
Sehr viel los am Mercado del Puerto, nahe des Hafens. Das ist ein aus geschmiedeten Eisen verzierter Bau aus dem 19. Jahrhundert, in dem zahlreiche Restaurants auf engstem Raum untergebracht sind. Allerdings macht der auch schon Nachmittags um 17 Uhr zu, wie die meisten Läden hier. Denn nach Sonnenuntergang sollte man sich nicht unbedingt an diverson Orten hier aufhalten. Und dazu gehört auch der Mercado del Puerto. Überhaupt werden hier schon am frühen Abend die Gehwege hochgeklappt. Heute Abend hatte ich echt Probleme, um 19.30 Uhr ein Lokal für das "Cena" (Abendessen) zu finden. Es wurde dann glücklicherweise doch nicht der MC Donalds.
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Samstag, 07.01.2023 - Die Strände von Montevideo und das Karnevalsmuseum
Es gäbe auch noch eine zweite kostenfreie Stadtführung mit anderem Inhalt hier in Monteviedeo. Aber leider ist der Guide krank. Dann muß ich mich halt heute selbst beschäftigen. Die erste Beschäftigung ist körperlicher Art. Denn ich muß dringend mal wieder Laufen gehen. Und nirgends ist das einfacher zu bewerkstelligen als hier. Denn die "Rambla", sechspurige Stadtautobahn an der Küste, ist 22 km lang und hat eine breite Uferpromenade. Nicht daß ich heute 22 km laufen will, aber am Ende waren es etwa deren acht.
Damit ich mal einen Überblick über die Stadt bekomme, "schleiche" ich mich in die Arcade des Radison Hotels am Plaza Independencia. Die befindet sich im 25. Stock des Hotels und ist komplett verglast. Dort ist zwischen 7 und 11 Uhr das Frühstücksbuffet. Als ich um halb elf ankomme, ist fast niemand mehr da. Ich werde, wie so oft, übersehen, was manchmal auch von Vorteil ist. Und wenn ich dreist genug wäre, könnte ich sogar ein Frühstück für umme hier einnehmen. Aber ich bin mit den Fotos ganz zufrieden und mache mich wieder vom Acker, bevor es Ärger gibt.
Nachdem mir die 22 Kilometer zu weit zum Laufen waren, heute früh, schnappe ich die Yamaha und fahre die vielen Buchten und Stränder der Hauptstadt Uruguays mal ab. Hier reiht sich Hotelbunker an Hotelbunker. Hier Urlaub zu machen, könnte ich mir überhaupt nicht vorstellen - da bleibe ich lieber zu Hause. An einem Strandkiosk halte ich an und drinke eine Coke - Bier geht nicht beim Fahren. Außerdem mache ich Halt an einem übergroßen "Montevideo" Schriftzug um Fotos zu machen, und wenig später noch am Leutturm der Stadt, dem "Faro de Punta Carretas". Für 35 Peso kann man da sogar rauf.
Wieder zurück in der Altstadt mache ich noch einen Stop am Karnevalsmuseum. Denn wie fast überall in Südamerika, so wird auch in Uruguay kräftig Karneval gefeiert. Schon jetzt sieht man immer wieder Gruppen mit Pauken und Trompeten durch die Straßen ziehen, wenn auch noch in zivil gekleidet. Ein Foto von den Kostümen, die meine Vermieterin Monica grade Tag und Nacht anfertigt, darf ich jedoch nicht veröffentlichen - streng geheim bis zum offiziellen Umzug. Das Museum jedenfalls ist die nicht ganz so interessant, wie ich erhofft hatte. Im wesentlichen werden Bilder und Kostüme von früheren Umzügen ausgestellt.
Stichwort Warnblinker
Was mir in allen bisher durchfahrenen Ländern hier aufgefallen ist, ist die Verwendung des Warnblinkers. Genauer gesagt für uns Europäer zweckentfremdete Verwendung. Denn immer, wenn ein Südamerikaner nicht genau weiß, was er grade im Straßenverkehr machen soll, wird halt vorsichtshalber mal der Warnblinker eingeschaltet. Das kann bein Einparken sein, beim extrem langsam fahren, beim Halten in 2. oder 3. Reihe oder aber, wenn er noch nicht weiß, in welche Richtung er abbiegen will. Ein Warnblinker heißt einfach, "ich weiß noch nicht was ich als nächstes mache!" - also immer Obacht geben.
Auch hier in Uruguay gibt es viele europäisch stämmige Einwohner. Der Oberkellner meines Stammrestaurants hier, hat z. B. Verwandte in Freiburg.
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Sonntag, 08.01.2023 - Über Punta del Este nach Punta del Diablo (km 11984)
Drei Tage Montevideo sollten fürs erste reichen. Auch wenn mir der Abschied von meiner netten Mieterin, der Schneiderin Monica, schwerfällt. Hier hatte ich ein echtes Zuhause. Mich zieht es weiter Richtung Osten von Uruguay, immer der Küstenlinie folgend.
Dazu muß ich erstmal rauskommen aus der Stadt. Ich wähle die etwas langsamere, aber schönere Variante, immer der 22 km langen Beachroad folgend.
Mein erster Halt ist nach 80 Kilometern am Paraios Suiza. Das sind mehrere Resorts am Meer, von Schweizern betrieben. In Asuncion habe ich den Österreicher Willi getroffen. Dessen guter Bekannter, Rene, ist einer der Resortbesitzer. Ich soll unbedingt bei ihm vorbeischauen und Grüße ausrichten - gemacht, getan. Rene ist echt nett und lädt mich auf einen Drink ein. Er gibt mir weitere Tipps über Uruguay. Aber eigentlich ist meine Entscheidung schon gefallen. Ich werde heute weiterfahren bis fast an die Grenze nach Brasilien.
Zunächst aber steuere ich noch die Touristenhochburg Punta del Este an. Das ist der Teutonengrill der Uruguayer. Hier reiht sich ein Hochhaushotel ans andere an der Uferpromenade - kein Ort für mich um auch nur eine Nacht zu verbringen. Also nichts wie weiter und zurück auf die Ruta 9, immer Richtung Osten.
Punta del Diablo ist der krasse Gegensatz zu Punta del Este. Denn hier gibt es kein einziges Hochhaus. Viele der Häuser sind aus Holz gebaut, auch manche Hotels. Die Straßen im Ort sind fast alle unbefestigt, sodaß das fahren dort wieder eine staubige Angelegenheit wird. Im Voraus gebucht hatte ich keine Unterkunft, da ich nicht wusste, wie weit ich heute fahren würde. Aber an der zweiten Anlaufstelle, dem Mar de Fondo Hostel habe ich Glück. Die haben noch ein Bett frei in einem Vierbett-Dorm.
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Montag, 09.01.2023 - Über das Land nach Brasilien (km 12453)
Die Strände hier in Uruguay sind eigentlich ganz schön. Aber ich denke, weiter im Norden in Brasilien lohnt es sich eher für einen längeren Stop zum Erholen. Also fahre ich heute früh nach dem guten Frühstück im Hostel auch weiter. Zunächst die 45 km in nordöstlicher Richtung zum Grenzort Chuy. An dieser Grenze wollte ich jedoch nicht nach Brasilien, sondern weiter im Nordwesten. Damit ich mir noch ein Stück des Landesinneren von Uruguay ansehen kann, und nicht nur die Küste. Ähnlich der Landschaft im Norden Argentiniens sieht man viele abgeernteten Felder und Weideflächen auf denen viele Rinder grasen.
Nach 80 km erreiche ich das Provinznest Lascano. Die haben sogar ne Tankstelle. Also nochmals auffüllen bis an den Rand. Den Tankwart frage ich, wie die Straßenverhältnisse die nächsten 200 km nach Norden bis zur Grenze nach Brasilien sind. Er meint, daß alles asphaltiert ist, bis auf 40 Kilometer. Und die wären unbefestigt ("ripio") und dazu noch in schlechtem Zustand. Dazu habe ich keine Lust. Also mache ich wieder kehrt und fahre die 80 km zurück nach Chuy. An diesem lebhaften Grenzort kann zollfrei eingekauft werden. Der Ort steht genau auf der Grenze. D. h. eine Hälfte ist in Brasilien, die andere in Uruguay. Man kann also mit einem Bein in Brasilien stehen und mit dem anderen in Uruguay. Die Hauptstraße trennt die Stadt in zwei Hälften. Die uruguayische Immigration ist direkt am Stadteingang, die brasilianische zwei Kilometer auf der anderen Seite hinter der Stadt. Die hatte ich (fast) vergeblich gesucht und mußte nachfragen.
Und wenn ich nicht im brasilianischen Chuy übernachten will, dann stehen nochmals 250 km auf dem Programm. Denn bis zur größeren Stadt Pelotas kommt hier nichts mehr. Aber auch die sind irgendwann abgefahren und auch heute hat, wie gestern, der zweite Anlauf mit der Suche nach eine Hostel geklappt: es wird das "Vila Santa Eulalia Hostel". Ein älteres Herrenhaus it 3 Meter hohen Decken, sehr große Räumlichkeiten und grade wenig frequentiert. Ich bin der einzige in einem 8-Bett Schlafsaal. Für grade mal 13 Euro inclusive Frühstück.
Überhaupt ist mir hier aufgefallen, daß Brasilien wesentlich günstiger ist als Uruguay. Die teuren Länder in Südamerika sind halt nur Chile und Uruguay.
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Gefahrene Route